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Gemeinde

Unser Leitbild

Wir wollen sein
ein Haus
mit offenen TürenWir wollen Herberge sein für Menschen, die Heimat suchen. Wir wollen von den Erfahrungen der Anderen lernen.Wir wollen eine einladende Gemeinschaft sein:offen für Hilfe- und Sinnsuchendeoffen für Ausgegrenzteoffen für Fremde und Flüchtlingeoffen für alle, die sich auf unseren Grund, Gottes Wort, einlassen wollen
Wir wollen sein
ein Haus
mit offenen TürenWir wollen als Gemeinschaft verbindlich miteinander leben. Wir wollen uns gegenseitig stärken und Mut machen in unserem Glauben. Wir wollen regelmäßig zusammenkommen und unsere Zusammengehörigkeit miteinander und vor Gott feiern.Wir wollen eine verbindliche Gemeinschaft sein:im Gottesdienst und in der Mahlgemeinschaftim Anteilnehmen und gegenseitigen Helfenim gleichberechtigten Umgang miteinanderim Feiern und Trauern
Wir wollen sein
ein Haus
mit offenen TürenWir haben als Christen den Auftrag Gottes, seinen Willen bekannt zu machen, durch Wort und Tat, vor unserer Tür und weltweit.Wir wollen eine tätige Gemeinschaft sein:für eine parteiliche Zuwendung zu den Opfern,den Armen, Machtlosen und Unterdrücktenfür Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfungfür ein Gegenmodell zu den „Sachzwängen“ in Politik und Wirtschaftfür ein deutliches Nein zu sozialer Ungerechtigkeit, Kriegstreiberei und Rassismusfür ein partnerschaftiches Miteinander von Christen und von Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen.
Wir wollen sein
ein Haus
mit offenen TürenWir vertrauen auf Gottes Zusage einer gerechten und friedvollen Welt. Wir versuchen, Gottes Verheißung durch unser Tun Wirklichkeit werden zu lassen.Wir wollen eine visionäre Gemeinschaft sein:indem wir Enttäuschungen zum Trotz den Verheißungen Gottes trauen und daraus Kraft schöpfen.indem wir Resignation, Verbitterung und Verhärtung widerstehen und nicht aufgebenindem wir bereit sind, ausgefahrene Wege zu verlassen und neue zu gehen
Wir wollen sein
ein Haus
mit offenen TürenWir glauben, dass Gott für uns Menschen da ist. Er hat uns durch sein Volk Israel in seine Familie aufgenommen; Jesus Christus ist unser Bruder, Wir leben im Vertrauen auf Gottes Liebe und sein Wort.Wir verstehen uns als eine glaubende Gemeinschaft:angenommen durch Gottes vorbehaltlose Liebehandelnd nach Gottes Gebot, seine Torahbefreit durch Jesu Liebe bis zum Tod am Kreuz und seine Auferweckunggestärkt durch Gottes lebendige Gegenwart

Gemeindebericht 2011

Gemeindebericht 2011 der Evangelischen Kirchengemeinde Maifeld

I) Ihr seid doch keine Sekte?

„Natürlich nicht, wir sind Mitglied der EkiR und haben alle Kennzeichen einer volkskirchlichen Gemeinde.“ So könnte die schnelle Antwort auf die Frage einer römisch-katholischen Christin sein, die ihre Tochter, ein aktives Gemeindemitglied, in einem Sonntagsgottesdienst begleitete.


Doch welche Assoziationen stehen hinter dieser Außenbetrachtung? Eine lebendige, erkennbare Gemeinschaft, freundliche Ausstrahlung, eine einladende, vielleicht sogar werbende Atmosphäre, ein inhaltliches Profil, das auch abgrenzend wirkt – all diese Aspekte unserer Gemeindewirklichkeit könnten diese Frage angeregt haben.

In der Volkskirche scheint es anders zuzugehen: Fast alle sind Mitglied der Kirche. Die Zugehörigkeit vermittelt ein hohes Maß an Sicherheit und ermöglicht gleichzeitig die verschiedensten Varianten von Distanz und Nähe zur Kirchengemeinde. Offenheit und Pluralität auf der einen Seite, Sicherheit, auch in Bezug auf die Positionierung in der Gesellschaft auf der anderen Seite: Diese Aspekte volkskirchlicher Realität sind in beiden großen Kirchen, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung, zu finden. So sehen dann schnell alle anderen christlichen Gemeinschaften wie Sekten aus, sogar volkskirchliche Gemeinden mit einem bestimmtem Profil.

Nun scheint das Ende der volkskirchlichen Strukturen erkennbar zu werden: „Ich denke, dass die Kirche der Zukunft eine Kirche der Entscheidung sein muss und wird. Die Zeit der Volkskirche, wo Menschen in ihren Glauben hinein geboren werden, ist vorbei“ (Bischof Stephan Ackermann, RZ 19.8.2011). „Perspektivisch geht es wohl um die Emergenz einer neuen Gestalt von Kirche, die nicht mehr Großkirche oder Volkskirche sein wird.“ (aus den Visitationsunterlagen der ev. Kirchengemeinde Bendorf, Februar 2011).

Deswegen wird tatsächlich die Frage des theologischen Ausschusses nach unserer Fähigkeit, zu begeistern, also auch nach dem Zugang zu unseren Gemeinden, wie die Frage nach der Bindung an die Kirche, wichtig. Für unsere Kirchengemeinde ergibt sich die Notwendigkeit einer Ortsbestimmung zwischen Verbindlichkeit / Erkennbarkeit auf der einen und Offenheit / Pluralität auf der anderen Seite. Wir leben außerdem in der Überzeugung, ohne ökumenische weltweite Bezüge nicht christliche Gemeinde sein zu können.

II) Offen und verbindlich

Immer noch besteht für viele der erste Zugang in der Inanspruchnahme volkskirchlicher Dienste. Soll der Kontakt kontinuierlicher und verbindlicher werden, spielt die Ausstrahlung einzelner Menschen, aber auch die von Gemeindegruppen und die der Gottesdienste eine große Rolle. Die Bindung an die Kirche vollzieht sich nach unserer Beobachtung immer im direkten Kontakt zu den Menschen vor Ort. Gemeindearbeit ist Beziehungsarbeit, gemeint sind die zwischenmenschlichen Beziehungen genauso wie die gemeinsame Pflege der Gottesbeziehung.

Erfahrbare Gemeinschaft und Verlässlichkeit in den Beziehungen und Kontinuität in der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, erleben wir auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist die Offenheit und der einladende Charakter unserer Gemeinde groß. Die niedrige Zugangsschwelle erlaubt das problemlose Hineingehen genauso wie das lautlose Herausgehen. Besucherzahlen auf stabilem, nicht niedrigem, aber auch nicht hohem Niveau irritieren. Ist unsere Bindungsqualität nicht hoch genug? Oder sind die Menschen heute vielleicht immer weniger bindungsfähig oder bindungswillig? Vielleicht beschreibt die seit Jahren stabile Situation mit der Tendenz sehr langsamer Steigerung den für uns richtigen Grad zwischen Distanz und Nähe.

Nachfolgend beschreiben wir Eigenschaften unserer Kirchengemeinde, die die Ortsbestimmung erläutern, anhand herausragender Ereignisse des Berichtszeitraumes.

1) Verbindliche Gemeinde

Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ist kontinuierlich hoch: Für zwei 2010 nach langjähriger Mitarbeit ausgeschiedene Presbyteriumsmitglieder konnten problemlos Neue gefunden werden, davon hat eine Frau bereits die Aufgabe der Baukirchmeisterin übernommen. Die Verabschiedung und Nachberufung fand im Dezember 2010 statt. Für die Presbyteriumswahl 2012 wird nur eine Presbyterin aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stehen. Für neun Presbyteriumsplätze stehen bis jetzt 11 Kandidatinnen und Kandidaten zur Verfügung. An der jährlichen Wochenendfahrt im November, 2010 auf den Spuren von Philipp Melanchton, haben wieder alle Mitglieder mit ihren Partnerinnen und Partnern teilgenommen.

Der Mitarbeiterkreis für den kirchlichen Untericht besteht aus insgesamt 45 jungen Menschen zwischen 14 und 25 Jahren. 32 davon nehmen regelmäßig an den Treffen am Mittwochabend teil, 18 Jugendliche, davon 10, die nach ihrer Konfirmation 2011 neu angefangen haben, sind im wöchentlichen Konfirmationsunterricht eingesetzt. Die jährliche einwöchige Schulungsfahrt in den Herbstferien leistet weiterhin die wichtige Integrationsarbeit zwischen Alten und Neuen. In diesem Jahr werden wir das erste Mal auf einem Großsegler unterwegs sein. Das Presbyterium hatte die Bereitschaft gezeigt, die höheren Bezuschussungskosten zu tragen.

Das Blockflötenensemble hat nach dem Wegzug von Xenia Schrooten mit Judith Seul eine neue kompetente Leiterin gefunden. Die musikalische Gestaltung des ökumenischen Lichtergottesdienstes am 01.02.2011 und des Karfreitagsgottesdienstes war erstklassig. Das Ensemble besteht derzeit aus 7 Mitgliedern.

Der Spiritual-Chor besteht aktuell aus 21 Sängerinnen und Sängern. Die gute Gruppenatmosphäre und die Qualität der Leitung wird von ihnen ausdrücklich hervorgehoben. Alt und Tenor sind leider trotz Werbung weiterhin gering oder überhaupt nicht besetzt.

Nach einer enttäuschenden Beteiligung an der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeitersegnung 2010 haben wir einen persönlichen Einladungsbrief an alle Aktiven gerichtet und hohe Aufmerksamkeit auf die Gestaltung des Segnungsgottesdienstes gelegt. Im Januar 2011 waren die Beteiligung und die Intensität gut. Die Party für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Reformationsgottesdienst hat sich auch im Oktober 2010 als Treffpunkt der unterschiedlichen Altersgruppen und Gemeindebereiche bewährt.

Im Winter 2011 werden wir mit einem biblisch-katechetischen Grundkurs für Erwachsene beginnen. Er soll theologisch interessierte Gemeindemitglieder ansprechen. Der Kurs könnte sich auch als Taufvorbereitung für Erwachsenentaufen anbieten. Wir können auf Arbeitsmaterial der alten Mayener Gemeinde mit befreiungstheologischer Tendenz zurückgreifen.

2) Gemeinde ohne Bindungsdruck

Wir ermöglichen Begegnungen, ohne zu verpflichten und schnell zu vereinnahmen:

Der Gottesdienst am Ostermorgen zum Sonnenaufgang hat mittlerweile eine 25-jährige Tradition und erfreut sich steigender Beteiligung. Um 05:30 Uhr trafen sich in diesem Jahr auf der höchsten Erhebung des Maifeldes, dem Sammetzkopf, ca. 70 Menschen unterschiedlicher Konfessionen, darunter auch einige ohne sonstige Kirchenbindung. Mehr als 40 nahmen am anschließenden Osterfrühstück im Gemeindezentrum teil.

Der Familiengottesdienst am Ostermorgen um 10:00 Uhr spricht viele auch gemeindeferne Familien an. Die Kinder der Kinderbibelzeit (KIBIZ) waren sehr stolz auf das Kreuz aus fünf Passions- und Osterbildern, die sie auf Plexiglas mit Ölfarben gemalt hatten. Das Kreuz stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes und findet bei Gottesdiensten auch außerhalb des Gemeindezentrums weiter Verwendung.

Unsere Gemeindewanderung im August bot viele Formen der Beteiligung. Ungefähr 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begonnen den Tag mit einem kurzen Sendungsgottesdienst und wanderten im strömenden Regen zur Heilig-Kreuz-Kapelle oberhalb von Mertloch. Sehr viel mehr nahmen am dortigen Gottesdienst unter freiem Himmel teil. Das abschließende gemeinsame Essen an der Mertlocher Grillhütte zog weitere Gemeindemitglieder an.

Die große Beteiligung an herausragenden Ereignissen hat nach unserer Beobachtung kaum Auswirkungen auf die kontinuierliche Beteiligung in regelmäßigen Gruppen und normalen Gottesdiensten. Dennoch signalisieren sie die Offenheit der Gemeinde. Die Möglichkeit der Teilnahme ohne Bindungsdruck steht gleichberechtigt neben der Einladung zur verbindlichen Gemeinschaft.

3) Gemeinde mit Ausstrahlung

Immer wieder werden wir auf unsere einladende, freundliche Ausstrahlung angesprochen. Dies lässt sich auch an der langsam wachsenden Zahl der Gottesdienstteilnehmer ablesen. Es kommen auch Christen anderer Konfessionen regelmäßig zu unseren Gottesdiensten.

Vielleicht deutet die höhere Erfassungszahl im KU auf die gestiegene Bereitschaft zur Bindung hin: Im Jahr 2011 haben sich 29 Konfirmandinnen und Konfirmanden angemeldet, 32 wurden angeschrieben. Dies ist eine Steigerung auf 90% Erfassung gegenüber lediglich 66% noch vor einigen Jahren.

4) Sich öffnende Gemeinde

Auf der einen Seite verstärkt sich unsere Zusammenarbeit mit anderen Gruppen und kommunalen Einrichtungen: Die Zahl der ökumenischen Schulgottesdienste und der ökumenischen Gottesdienste in den Caritaswerkstätten ist aufgrund höherer Nachfrage gestiegen. Der Musikverein Polch hat im tiefen Schnee die Gottesdienstbesucher am Heiligabend 2010 stimmungsvoll mit traditionellen Weihnachtsliedern auf ihren Nachhauseweg nach dem Gottesdienst geleitet.

Auf der anderen Seite wird die kirchliche Beteiligung an gesellschaftlichen Ereignissen weniger selbstverständlich nachgefragt: Der Mertlocher Bauernmarkt hatte zum dritten Mal in Folge keinen ökumenischen Gottesdienst im Programm, obwohl 2005 bei der Erstveranstaltung ein solcher Gottesdienst mit großer Beteiligung und hoher positiver Beachtung gefeiert wurde. Die Eigeninitiative der römisch- katholischen und evangelischen Gemeinden ist in Zukunft stärker gefragt.

5) Erkennbare Gemeinde

Der jüdisch-christliche Gottesdienst zur Erinnerung an die Pogromnacht am 09.11. war 2010 wieder gut besucht. Er wurde in einer interreligiösen Gruppe auf hohem theologischen Niveau vorbereitet. 2010 war dieser Gottesdienstbesuch auch Bestandteil des KU. Das Thema wurde wie in den letzten Jahren im KU ausführlich behandelt.

Im Januar 2011 hat sich ein Elternpaar nach ausführlicher Beratung für eine Kindersegnung statt der Kindertaufe entschieden.

Pfarrer Ingo Schrooten hat auf der Koblenzer Anti-Atom-Demonstration im Mai 2011 als evangelischer Vertreter gesprochen. Die Kurzansprache war kapitalismuskritisch ausgerichtet. Auch Maifelder Gemeindemitglieder nahmen an der Demonstration teil.

Eine Gruppe jugendlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fuhr mit großer finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde zum Kirchentag nach Dresden. Die Pastoralreferentin des Dekanats Maifeld-Untermosel übernahm die organisatorische Vorbereitung dankenswerterweise für uns mit. Der Kirchentagsbesuch wurde inhaltlich vor- und nachbereitet. Die Jugendlichen gestalteten für die Gemeinde mit ihren Erfahrungen einen „Gottesdienst von uns für euch“.

6) Orientierungsstiftende Gemeinde

Im KU-Seminar im März 2011 zur Vorbereitung des Vorstellungsgottesdienstes arbeiteten die Konfirmandinnen und Konfirmanden zum Vaterunser. Die dabei erstellten großen Fensterbilder haben einen bemerkenswerten künstlerischen Anspruch und gehören auf Beschluss des Presbyteriums in Wechselrahmen jetzt zur festen Ausstattung unseres Gottesdienstraumes. Die Beschäftigung mit den Inhalten wurde für die Jugendlichen so intensiviert und durch die positive Rückmeldung in der Öffentlichkeit nochmals verstärkt.

7) Anteilnehmende Gemeinde

Leiden lässt uns nicht kalt. Zuwendung ist gefragt, Trost, Anteilnahme und Mitgefühl:

Die Partnerschaft der Kirchengemeinde mit dem psychologischen Projekt Ekupholeni in den Townships von Johannesburg in Südafrika ist seit Jahren lebendig. Die Leiterin Antje Manfroni besuchte uns im Juli und informierte in einem Seminar und in einem Gottesdienst über die Arbeit mit Kindern. Beispielsweise organisierte Ekupholeni einen Menschenrechtstag mit über 1000 Kindern an einer Schule. Ekupholeni unterstützt Kinderfamilien, die alle hilfefähigen Erwachsenen durch AIDS oder verschiedene Formen von Gewalt verloren haben.

Im Mai fand im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Zentrums für frühe Hilfen das zweite Evaluationstreffen statt. Aufgrund des Erfolges und der Qualität der Arbeit wurde für die Fortsetzung der auf Ende 2011 begrenzten Förderung votiert. Das ZffH begleitet Eltern mit unterschiedlichstem Unterstützungsbedarf in der frühen Erziehungsphase ihrer Kinder. Die Kirchengemeinde ist für dieses Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz in einer Trägergemeinschaft mit dem Caritas-Verband.

III) Unverzichtbar ökumenisch

Kirche Jesu Christi kann nicht isoliert vor Ort existieren. Die Verbundenheit mit der Christenheit in der Einen Welt ist uns unverzichtbar. Ebenso sind wir uns unserer weltweiten Verantwortung bewusst.

Die regionale Ökumene kommt mehr in den Gemeinden an: Der offizielle gegenseitige Besuch durch Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern bei großen Pfarr- und Gemeindeereignissen findet Beachtung und Anerkennung.

Anfang Februar feierten wir das erste Mal einen ökumenischen Lichtergottesdienst zum Abschluss des Weihnachtsfestkreises in der nur von Kerzen erleuchteten St.-Georgs-Kapelle auf dem Polcher Friedhof. Der Gottesdienst wurde nicht nur von den Theologinnen und Theologen, sondern auch von einer mit theologischen Laien besetzten ökumenischen Gruppe vorbereitet. Er soll jetzt jährlich gefeiert werden.

In den vergangenen Monaten wurde deutlicher als bisher, dass die evangelischen Gemeinden der Region aufeinander angewiesen sind. Aufgrund von Krankheiten und Vakanzen in mehreren Gemeinden war der Vertretungsbedarf groß. Auch die inhaltliche Zusammenarbeit im Rahmen des Regionalkonventes hat sich verstärkt.

Beraten und beschlossen durch das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Maifeld am 06.09.2011

Gemeindebericht 2008

Gemeinschaft an der Seite der Leidenden – Gemeinschaft der Leidenden: Jahresbericht 2007 / 2008

I Einleitung:

Unsere Kirchengemeinde als eine Gemeinschaft an der Seite der Leidenden – ist das nicht ein zu hoher An- spruch? Ist dies nicht ein Etikett, das der volkskirchlichen Wirklichkeit einfach übergestülpt ist? Wir glauben: Nein!

Nach unserer Überzeugung ist es (erst recht in der Krise der Volkskirche) der richtige Weg für eine Ortsge- meinde, sich ein erkennbares Profil zu geben. So können wir versuchen, den aktuellen Versuchungen für ei- ne Kirche nicht zu erliegen: Wir wollen nicht das Alte unreflektiert weitermachen und ebenso wenig als po- tenter Anbieter auf dem (Freizeit-, Wohltätigkeits-, Sinn-) Markt auftreten. Beide Sackgassen sind auch in unserem aktuellen Gemeindeleben erkennbar und müssen als solche erkannt werden (siehe unter II).


Parteilichkeit für die Armen ist ein Thema, das unsere Gemeindearbeit seit Jahrzehnten prägt. Darüber hi- naus wird in den letzten Jahren immer deutlicher, dass viele Gemeindemitglieder Verlierer der gesellschaftli- chen und wirtschaftlichen Veränderungen sind, die unter dem Stichwort Globalisierung diskutiert werden. Wir, die Mitglieder der Kirchengemeinde, wollen nicht nur die Anwälte der Leidenden sein, sondern wir lei- den selbst in einer unerlösten Welt (siehe unter III).

Unseren Glauben an den gerechten und liebenden Gott und das Erleben der Gemeinschaft in der Gemeinde wollen wir als Widerstandspotential entdecken: Wir sind getragen (siehe unter IV) und können diese Welt verändern (siehe unter V).

II Sackgassen

Aufgrund der besonderen Bedingungen unserer Kirchengemeinde treffen uns die rasanten Veränderungen im Sozialverhalten der Menschen unverzerrt und ungebremst: Die große Mehrheit der Evangelischen auf dem Maifeld ist in den letzten 10 – 30 Jahren zugezogen. Es besteht kaum eine traditionelle Bindung an un- sere Kirchengemeinde. Die Bereitschaft zur Beweglichkeit zeigt sich genauso deutlich wie das Vermeiden ei- ner längeren zeitlichen Bindung und mangelnde Kontinuität. All dies wird kaum durch traditionelles Teilnah- meverhalten gemildert: Unser Gemeindeleben wird durch eine Vielzahl attraktiver und großer Veranstaltun- gen und Gottesdienste genauso geprägt wie durch eine immer noch erschreckend kleine Beteiligung in ereignislosen Zeiten. Die enttäuschend geringe Beteiligung an der Presbyteriumswahl (2008 8,3 % gegen- über 2004 8,4 %) trotz massiver und phantasievoller Vorarbeit und Werbung spricht dieselbe Sprache.

Die beschriebene Situation, verbunden mit der allgemeinen Krise der Volkskirche, kann zu Irrwegen in der Gemeindearbeit führen, die auch bei uns z.T. eine Rolle spielen:

1) Die erste Sackgasse: Das Alte weitermachen

Auch bei uns gibt es die Verführung, das Gewohnte immer weiter zu machen. Aber immer wieder erkennba- re kurzfristige Veränderungen im Teilnahmeverhalten (große Schwankungen im Gottesdienstbesuch – Sonn- tagsgottesdienst und Kindergottesdienst/KIBIZ, Schwankungen in der Teilnahme an unseren musikalischen Veranstaltungen, Schwankungen in dem Maß der Verbindlichkeit in unseren internen Gruppen …) zwingen zur Überprüfung und zu neuen Strategien.

a) Geburtstagsbesuche: Die Bindung der hauptamtlich und ehrenamtlich Aktiven in den gleichen Arbeitsfel- dern wie vor 30 Jahren, verbunden mit hohem Anspruchsdenken sonst kaum aktiver Mitglieder, gibt es auf dem Maifeld allerdings kaum. So wurden z.B. alte Menschen seit Jahren nur sporadisch an ihrem Geburts- tag besucht. Die Auslastung des Pfarrers und die nicht erkennbare Auswirkung auf den Gemeindeaufbau führten dazu. Die kontinuierliche Wahrnehmung der Geburtstagsbesuche durch den Pfarrer zur Anstellung Michael Stoer in den letzten beiden Jahren wurde freundlich angenommen, hatte aber keine Auswirkung auf das aktive Teilnahmeverhalten. Der jetzt wieder notwendige Wegfall dieser „Dienstleistung“ wird wahrschein- lich keine erkennbaren negativen Reaktionen hervorrufen.

b) Pfarrer-Zentriertheit: Die scherzhafte Titulierung des Pfarrers als „Chef“ oder als „Kapitän des Kirchen- schiffes“ hat auch bei uns durchaus ernste Hintergründe. Für die Kirchendistanzierten genauso wie für unse- re katholischen Geschwister ist die Person des Pfarrers und seine Ausstrahlung nahezu mit der Kirchenge- meinde identisch.

Aber die Volkskirche ist nach unserer Auffassung nicht notwendig pfarrer-zentriert. Vielmehr ist die Domi- nanz des Amtsträgers in allen Bereichen des Gemeindelebens von der Verkündigung über Repräsentanz bis zu Management-Funktionen Ausfluss einer Entwicklung, die wesentlich mit Ausübung und Delegation von Macht in den unterschiedlichen historischen Ausprägungen zu tun hat.

In der Mündigkeit der Gemeindemitglieder in allen Bereichen sehen wir sowohl einen Motor als auch ein Ziel des Gemeindeaufbaus:

  • „Gottesdienste von uns für euch“: Die jetzt so umbenannten Teamgottesdienste einmal im Monat am Sonntag sind seit Jahren fester Bestandteil unseres Gottesdienstplans und gehören zum Selbstbe- wusstsein unserer Gemeinde. Der Mirjamgottesdienst im August 08 steht für viele andere: eine Grup- pe von vier Frauen gestaltete einen anspruchsvollen, lebendigen, phantasievollen, gut besuchten Got- tesdienst.
  • Seit Jahrzehnten haben in allen Gottesdiensten die LektorInnen ein großes Gewicht. Sie beginnen mit der Salutatio nach dem Gloria, sprechen das Themengebet, lesen die Sonntagslesung und leiten das Glaubensbekenntnis an. Die Zahl der LektorInnen ist leider auf 3 – 4 geschrumpft. Interessierte müs- sen neu angesprochen und begleitet werden. Ein großer Lichtblick ist eine 14jährige Lektorin, die seit Monaten mit großem Engagement mit dabei ist. Ihre selbst formulierten Themengebete haben große Authentizität und sprühen von Lebendigkeit.
  • Wir versuchen, den Pfarrer immer mehr aus seiner Rolle als „Gemeindemanager“ zu entbinden. Ein Ehrenamtlicher als Vorsitzender und sehr kompetent und selbstständig arbeitende Bau- und Finanz- Kirchmeister sind Schritte in diese Richtung. Noch Weitergehendes ist vorstellbar und wird diskutiert.
  • Wir versuchen, die Repräsentierung der Kirchengemeinde nicht nur dem Pfarrer zu überlassen: Z.B. Neujahrsempfang und ökumenische Segnung des Feuerwehrautos in einem unserer Dörfer. Einzelne PresbyterInnen oder aktive Mitarbeitende werden mittlerweile in einigen Dörfern als „evangelische Re- präsentanten“ wahrgenommen.

2) Die zweite Sackgasse: Die Marktförmigkeit der Kirche

Der Rollenwechsel der Kirche von einer unverzichtbaren gesellschaftlichen Institution hin zu einem der vie- len Anbieter auf dem (Freizeit-, Wohltätigkeits-, Sinn-) Markt geschieht manchmal bewusst, meistens unre- flektiert. Wir dürfen nicht widerspruchslos an der Ökonomisierung der ganzen Lebenswelt teilnehmen. Wenn soziale Sicherheit, Bildung, Lebensglück und Religion auch bei uns und mit unserer Beteiligung zur Ware wird (selbst wenn wir für unsere „Angebote“ kein Geld nehmen), ändert sich im Verhalten der Menschen sehr grundlegend etwas: Orientierung am augenblicklichen Bedürfnis und Spaß, Verzicht auf Kontinuität, Verherr- lichung des Individuums, Orientierung an den Zahlen und nicht an der evangelischen Qualität, Bevorzugung der potenten „KundInnen“, Verzicht auf das Einüben von Achtsamkeit auf andere … . Die selbstverständliche Übernahme der Begriffe aus der Wirtschaftswelt (Angebote, KundInnen, …) ist ein deutliches Indiz. Was hier geschieht, ist mehr als die Anbiederung an den Zeitgeist. Nach unserer Einschätzung übernehmen neue Götzen die Herrschaft in unserer Gesellschaft, sogar in unseren Kirchen. „Gottes kräftiger Anspruch auf un- ser ganzes Leben“ (Barmer Theologische Erklärung) wird geleugnet.

a) Event-Hascherei oder Aushängeschild: Attraktive Großereignisse bestimmen einen erheblichen Teil unseres Gemeindelebens. Es sind punktuelle Ereignisse, die unsere räumlichen Kapazitäten vollständig aus- reizen und unser Verliebtsein in Zahlen befriedigen:

  • traditionelle „Events“: Weihnachten (an 2 Gottesdiensten am Heiligabend muss der Eintritt vor Beginn wegen Überfüllung verwehrt werden), Konfirmation mit über 600 Teilnehmenden in der Stiftskirche in Münstermaifeld, von den KIBIZ-Kindern vorbereitete Gottesdienste am Ostersonntag (Steigerung von 20 Gottesdienstbesucher 2002 bis zu 170 im Jahr 2008) und Erntedankfest, musikalische Gottes- dienste
  • Ökumenischer Gottesdienst auf dem Kaaner Hoffest im Festzelt
  • Ökumenische Schulgottesdienste: Die Entlassklassen der Polcher weiterführenden Schulen feiern nach aufwendiger Vorbereitung mit den SchülerInnen im unserem vollbesetzten Gemeindehaus, die anderen Schulen in Polch und Münstermaifeld in von Hunderten besuchten Gottesdiensten im Stadt- haus oder in einer katholischen Kirche
  • Ü13-Party, eine Disco für Jugendliche mit bis zu 200 BesucherInnen, zweimal im Jahr
  • Afrikatag, unser Gemeindefest im Juni: Die Konzeption mit zwei BesucherInnenschwerpunkten am Vor- und Nachmittag und der thematischen Orientierung hat sich sehr bewährt, gegenüber ca. 100 Teilnehmenden bei unserem letzten traditionellen Gemeindefest im Jahr 2002 besuchten uns mehrere hundert Menschen im Laufe des Tages.
  • Presbyteriumswahl: Trotz attraktiv gestaltetem Wahltag (Wahlfrühschoppen) mit vielen BesucherInnen und guter Werbung war die Wahlbeteiligung enttäuschend. Sogar regelmäßig Teilnehmende haben z.T. nicht gewählt und konnten also von der Notwendigkeit der Wahl nicht überzeugt werden (siehe unter II oben). Trotzdem sehen wir uns darin bestätigt, keine allgemeine Briefwahl durchgeführt zu ha- ben: Wenn das Abschicken einer Postkarte eine Schwelle ist, die die Wahl verhindert, dann sollte die Unlust zur Mitgestaltung durch die Wahl auch als solche respektiert werden.

Selbstkritisch müssen wir aber einräumen, dass kaum eine Auswirkung der großen Veranstaltungen auf die kontinuierliche Arbeit und die Verbindlichkeit der Teilnahme erkennbar ist. Als ein Aushängeschild für unsere Lebendigkeit werden diese Veranstaltungen wohl notwendig bleiben. Auch die Erfahrung engagierter Mitar- beit von vielen ist sehr positiv (Afrikatag, Ü13-Party, ökumenische Schulgottesdienste). Wir sollten aber ihre Zahl bewusst eingrenzen, um nicht der Gefahr zu erliegen, das Gesicht eines Veranstalters für besondere Events zu bekommen. Nicht punktuelle Teilnahme erwarten wir von unseren Mitgliedern, sondern verbindli- ches Mitgestalten.

b) Kirche für einzelne: Die Kultur des Kaufens und Verkaufens setzt einzelne Menschen als Gegenüber vo- raus. Wir empfinden es als fatal, dass die strukturelle Ähnlichkeit dieser Vereinzelung mit der Betonung der Einzel-Seelsorge und der Einzelbesuche bis hin zur Zergliederung der Gruppen in der Pädagogik in unserer Kirche nicht erkannt wird. Dazu kommt, dass Erfolge bei einzelnen überprüfbarer zu sein scheinen, während komplexe Systeme unbeeinflussbar erscheinen. Der Kampf gegen die Individualisierung scheint von vielen aufgegeben zu sein.

In unserer Gemeindepraxis ist die Einzelseelsorge eine dem gemeinschaftlichem Leben untergeordnete Funktion: Die weitaus meisten Nachfragen um Einzelseelsorge kommen von den kontinuierlich Teilnehmen- den. Darüber hinaus ist Gruppenseelsorge ein wichtiger Aspekt unseres Gemeindelebens: der seelsorgliche Charakter unserer Gottesdienste wird immer wieder betont und die „Gefühlsrunde“ am Beginn vieler Ge- meindegruppen hat oft seelsorglichen Charakter.

III Unser Leiden

Wir wollen nicht nur Anwälte der Leidenden sein, sondern wir erkennen uns selber als Leidende:

1) Materielle Not

Auch auf dem Maifeld ist erkennbar, dass es immer mehr Menschen gibt, die einen sozialen Abstieg erleben oder befürchten. Uns ist als Gemeinde wichtig, dass sie selbstverständlich als notwendiger Dienst der Ge- meinschaft an den Mitgliedern unterstützt werden und in das normale Gemeindeleben unauffällig integriert sind. Ihr Leiden ist das Leiden der Gemeinde. Ihnen zu helfen hilft der Gemeinde.

Der „Münstertreff“ ist eine Gemeinwesenarbeit mit angegliederter Spiel- und Lernstube zur Unterstützung und Begleitung der sozial Benachteiligten auf dem Maifeld in Kooperation mit Caritas. Auch hier spielt neben der materiellen Unterstützung die soziale Integration eine wesentliche Rolle. Nicht Armenfürsorge, sondern das Leben an der Seite der Armen ist die Absicht. Aufgrund der Wandlung vieler Schulen auf dem Maifeld in Ganztagsschulen und der Angliederung der Jugendhilfe an diese Schulen wird sich die Arbeit grundlegend ändern. Wir arbeiten an einer Konzeption, die die Arbeit mit den Vorschulkindern in den Mittelpunkt rückt.

Ende 2007 schied Bernhard Wibben aus seinem Dienst im Münstertreff aus (bedingt durch seinen stärkeren Einsatz im Religionsunterricht an den Maifelder Schulen). Für ihn wurde Ursula Lamm eingestellt.

2) Immaterielle Not

Die rasanten Veränderungen im Sozialverhalten sind auf dem Maifeld genauso wie anderswo spürbar: weite- re Vereinzelung, individualisierte Menschen, die sich oft in virtuellen Lebenswelten besser zurechtfinden als in sozialen Zusammenhängen, immer mehr verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, überforderte und gehetzte Menschen, hemmungslose Rücksichtslosigkeit und Egozentrik, das Verlernen von Verhaltensfor- men in der Gemeinschaft und von Ritualen, Unfähigkeit und Unlust auf Kontinuität und Bindung.

Wir erkennen in diesen Phänomenen soziales Leiden. Wir sind in der Gemeindepraxis andauernd mit dieser Not konfrontiert, in unseren Gruppen, besonders auch in großen Veranstaltungen, wenn z.B. die Rücksichts- losigkeit von Eltern beim Schulanfangsgottesdienst sowohl den Gottesdienst empfindlich stört als auch die Kinder unter starken Druck setzt. Wir versuchen dem in unseren Zusammenhängen soziales Lernen entge- genzusetzen.

3) Leiden mit anderen / Compassion

Die Besucherinnen aus unserem Partnerschaftsprojekt ekupholeni, einem psychologischen Anti-Aids- und Anti-Armuts-Projekt in den Townships von Johannesburg in Südafrika, veranstalteten bei uns im März 2008 einen Infoabend und gestalteten einen Gottesdienst. Sie signalisierten uns sehr deutlich, dass wichtiger als finanzielle Unterstützung das gegenseitige voneinander Wissen und das Wahrnehmen des Leidens ist.

Wir versuchen in der Gemeindearbeit zu vermitteln, dass es um das Mitleiden mit den anderen geht und dass „süße Wohlfahrt“, die Erleichterung des Gewissens durch Zuwendungen an die Armen, letztlich nicht hilfreich ist.

Das Erinnern an geschehenes Unrecht spielt in diesem Zusammenhang ebenso eine Rolle. Seit Jahren ge- stalten wir den Gedenkgottesdienst anlässlich der Reichspogromnacht gemeinsam mit der jüdischen Kultus- gemeinde, der katholischen Kirchengemeinde und dem Förderverein Synagoge in der Stiftskirche und in der alten Synagoge in Münstermaifeld. Die gemeinsame intensive Vorbereitung und die Feier des Gottesdiens- tes einschließlich des gemeinsamen Kaddisch nach dem jüdischen Klagegebet sind ein besonderes Erlebnis für viele.

IV Getragen in der Gemeinde

Unseren Glauben an den gerechten und liebenden Gott und das Erleben der Gemeinschaft in der Gemeinde wollen wir als Widerstandspotential gegen eigenes und fremdes Leiden entdecken:

1) Getragen von Gott

Die bewusste Entscheidung für den Weg mit Gott bekommt in der Gemeinde mehr Gewicht. Dies wird im Bi- belkreis, in den jeweiligen Bibelgesprächen in unseren Gruppen und in selbstbewusst von Gemeindegliedern gestalteten Gottesdiensten deutlich. Es ist auch auffällig, dass als Jugendliche und Erwachsene getaufte Ge- meindemitglieder bei uns eine größere Rolle spielen: In den letzten zwei Jahren wurden vier Erwachsene nach aufwendigem Taufunterricht getauft und sind weiterhin in der Gemeinde aktiv. Von den 26 Jugendli- chen des MitarbeiterInnenkreises sind mehr als ein Viertel (7) als Jugendliche getauft worden.

Im Berichtszeitraum waren zwei aktive Gemeindemitglieder lebensgefährlich erkrankt. Das Gebet für sie im Gottesdienst und in den Häusern haben wir als befreiend und hilfreich erlebt.

2) Getragen in der Gemeinschaft

a) Hohe Gruppenidentifikation: In unseren Gruppen wollen wir Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Acht- samkeit für andere miteinander einüben. Viele Gruppen (Spiritualchor, Blockflötenensemble, MitarbeiterInnenkreis für den KonfirmandInnenunterricht, Bibelkreis, Frauenhilfe, MitarbeiterInnenkreis für KIBIZ, Presbyterium ) üben eine hohe Gruppenidentifikation aus. Anteilnahme und Helfen, gleichberechtigter Umgang, gemeinsames Feiern und Trauern und gemeinsa- me Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes sind hier verwirklicht. Die Mitarbeitenden empfinden ihre Teil- nahme auch als persönliche Stärkung. Eine junge Frau sagte: „Der MitarbeiterInnenkreis und meine Mitar- beit im KonfirmandInnenuntericht gibt mir mehr Sicherheit und hilft mir, mich vor vielen Menschen auszudrü- cken.“

Das Presbyterium versteht sich neben seiner Funktion als Gemeindeleitung auch als Gruppe, in der sich die Mitglieder gegenseitig Halt geben. Das Presbyteriumswochenende mit PartnerInnen im November 2007 auf den Spuren der Elisabeth von Thüringen hat dem Zusammenhalt einen neuen Schub gegeben. Zur Presby- teriumswahl ist es gelungen, 11 engagierte KandidatInnen für die 8 Plätze zu gewinnen. Nach der Wahl sind zwei von acht PresbyterInnen und eine Mitarbeiterpresbyterin neu im Presbyterium. Die Nichtgewählten brin- gen sich in Ausschüssen und im sonstigen Gemeindeleben gut ein. Im November 2008 ist ein Presbyte- riumswochenende auf den Spuren von Thomas Müntzer geplant.

Im Sommer 2008 konnte die Kirchengemeinde erstmalig eine (rein ehrenamtlich organisierte) Kinderfreizeit anbieten: 23 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren erlebten 10 Piratentage im Hunsrück.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die in den verschiedenen Bereichen Aktiven auch diejenigen sind, die im Gottesdienst und anderswo regelmäßig teilnehmen. Passive Konsumtion findet fast nur in den „Events“ statt.

b) Ausbau der Treffpunkte: Der Blick für die anderen Bereiche und für das Ganze der Kirchengemeinde konnte verbessert werden: Die zweite MitarbeiterInnensegnung im Januar 2008 ( Segnung der neu einge- stiegenen und der ausscheidenden MitarbeiterInnen und anschließendes gemeinsames Essen) war genauso erfolgreich wie die neu eingeführte MitarbeiterInnenparty nach dem Reformationsgottesdienst 2007. Dies, die gemeinsame Mitarbeit beim Afrikatag im Juni 2008 und die gemeinsame Verabschiedung von Michael Stoer als Pfarrer unserer Gemeinde im August 2008 hat das Kennenlernen und voneinander Wissen ver- stärkt. Die Christmette mit anschließender kleiner „Gemeindeweihnachtsfeier“ im Pfarrhaus, das Tischabend- mahl am 2. Weihnachtstag (2007 das zweite Mal gefeiert) und der Osterfrühgottesdienst auf dem Sammetz- kopf mit anschließendem Osterfrühstück haben eine ähnliche verbindende Funktion.

V Subjekte der Veränderung

Wir wollen uns als Versammlung von Menschen verstehen lernen, die nicht nur Leidende, sondern auch Subjekte der Veränderung hin zu einer anderen, besseren Welt sind. Wir sind uns dabei bewusst, dass die letztliche Erlösung dieser Welt nicht unser Werk sein wird. Und doch ist es wichtig, unsere Aufgaben als Got- tes Mitarbeiter am Gottesreich zu erkennen:

1) Gemeindegruppen als Orte der Mitgestaltung und Veränderung

Wir verstehen unsere Gruppen nicht als Angebote der Kirchengemeinde zur Freizeitgestaltung und Sinnfin- dung (siehe unter II,2), sondern als Orte der Mitgestaltung und Veränderung der Gemeinde und der Welt. Z.B.:

In den MitarbeiterInnenkreisen (für KU und KIBIZ) werden viele (jugendliche) Gemeindemitglieder als Pädagogen eingeübt und treten dann als solche auf.

Die musikalischen Gruppen (Spiritual-Chor, Blockflötenensemble und beiden neuen Gospelchöre für Kinder und Jugendliche) prägen unser Gesicht nach innen und außen.

Der Redaktionsausschuss verantwortet die wöchentlich erscheinende Gemeindeseite, unseren Ge- meindebrief, in dem amtlichen Mitteilungsblatt, die weit über die Gemeinde hinaus Öffentlichkeit für unsere Themen bewirkt. Für die aufwendige ehrenamtliche Arbeit des Layouters (mehrere Stunden in der Woche) konnte nach dem Ausscheiden des bisherigen Layouters wieder jemand gewonnen wer- den.

Der Ausschuss für Theologie und Gottesdienst soll sich wieder monatlich treffen und wird u.a. das seit 4 Jahren in intensivem Gebrauch befindliche Gemeindeliederbuch neu bearbeiten und herausgeben.

Die Steuerungsgruppe ist neu einberufen und erarbeitet auf der Grundlage des Leitbildes eine Ge- meindekonzeption. Auf die Beschreibung einer solidarischen Sicht auf die Gemeinderealität wird die Formulierung konkreter Visionen für die nächsten Jahre folgen. Diese Arbeit und die jährliche Auswer- tung werden die Arbeit der Gemeinde verändern.

2) Teilhabe an gesellschaftlicher Einflussnahme

Die Gemeinde beteiligt sich (wenn auch oft nur mit wenigen Personen) an Gruppen oder Aktionen, die unse- re Gesellschaft auf eine menschlichere Welt hin erändern wollen:

Unsere Gemeinde ist Mitglied im Ökumenischen Netz. Dessen aktive Arbeit im Vorstand und im Ar- beitskreis Theologie und Politik wird von einigen von uns mitgetan.

Wir sind als Kirchengemeinde Mitglied im Förderverein Synagoge Münstermaifeld und im Förderver- ein Münstertreff und arbeiten jeweils im Vorstand mit.

Wir haben uns an der Demonstration gegen das Atomwaffenlager in Büchel beteiligt. Nach unseren Gottesdiensten liegen immer wieder Unterschriftenlisten zu gesellschaftlichen Themen im Zusammenhang von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung aus.

In unserm Engagement gegen Leiden wird unser Leitbild konkret: Wir wollen ein Haus mit offenen Türen sein.

Erarbeitet und beschlossen im Presbyterium am 9. September 2008

Frauenkirchtag 2016

„Ich war fremd – ihr habt mich aufgenommen“
erster Frauenkirchentag der evangelischen Kirche im Rheinland

Es war ein Tag von Frauen mit Frauen für Frauen. Auch aus unserer Gruppe der „Frauenhilfe“ machten sich sechs Frauen vom Maifeld auf den Weg nach Kreuznach. Gemeinsam haben wir dort mit etwa 300 Frauen Grenzen überwunden, sind uns begegnet, haben zugehört, erzählt, geschwiegen, gelacht, gebetet, gesungen, getrommelt und eine ganz besondere Gemeinschaft erlebt.


Der Tag begann mit einem Festgottesdienst in der Paulus-Kirche in Bad Kreuznach. Eindrucksvoll wurde dieser gestaltet von engagierten Frauen der „Frauenhilfe im Rheinland“, Oberstufen-SchülerInnen und Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, die in der Predigt die Stärke der Frauen im Umgang mit Flüchtlingen hervorhob.

Das Thema „Ich war fremd – ihr habt mich aufgenommen“ konnten wir in angebotenen Workshops „Frauen auf der Flucht – in unserer Nachbarschaft“, „Frauensolidarität – Frauen gegen Gewalt“, „Begegnung mit dem Fremden – Begegnung mit unserer Angst“ oder „Verschleppt, verfolgt, vertrieben, heimatlos – sich Einfühlen anhand biblischer Texte (Bibliolog)“ vertiefen. Daneben luden offene Angebote – wie Gespräch mit Geflohenen, Meditationweg in einem Labyrinth, gemeinsames Trommeln, Singen oder Lachen – uns ein, uns mit uns und dem Thema „Fremdsein“ zu befassen.

Angefüllt mit Eindrücken lauschten wir schließlich einem Abschlusskonzert mit Menna Mulugeta, Gesang, begleitet von Gernot Blume an der Harfe und beschlossen den Tag mit einer kurzen gemeinsamen Andacht in der Paulus-Kirche.

Text: und Bilder: Eva Wagner


Nächste Termine



Die heutige Losung

Der HERR wird König sein über alle Lande. An jenem Tag wird der HERR der einzige sein und sein Name der einzige.

Sacharja 14,9

Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.

Römer 10,12