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Ökumene
Unterwegs zu einer ökumenischen, prophetischen und diakonischen Gemeinde
Der „Wetzkopp“ ist ein schwerer Steinhammer der Mayener Steinhauer. Unter diesem Namen gaben wir über viele Jahre Texte heraus, die wir gefunden und selbst geschrieben hatten, Predigten, Bibelarbeiten, Aufsätze: von Dorothee Sölle, Luise Schottroff, Karl Barth, Philipp Potter, Georges Casalis und vielen anderen Müttern und Vätern von Kirchengeschichte und Ökumene. Sie waren oft zugespitzt und parteiisch, riefen Unbehagen und Widerstand hervor. Der abgedruckte „Wetzkopp Nr. 25“ von Günter Reese erlebte vier Auflagen. Er war Pflichtlektüre in unseren Seminaren und biblischen Grundkursen.[Gernot Jonas]

Günter Reese: Unterwegs zu einer ökumenischen, prophetischen und diakonischen Gemeinde
– EINE BIBLISCHE PERSPEKTIVE –
Ist mein Wort nicht wie ein Hammer,
der Felsen zerschmeißt ? spricht der Herr.
JEREMIA 23,29
Was ist die Kirche? Nach dem, wie sich die Kirche heute gibt, ließe sich folgende Antwort denken: Die Kirche ist die Organisation der Christen. Christen sind aber sehr verschiedene Menschen, mit unterschiedlichen Auffassungen und Einstellungen. Vor allem gehen ihre Erwartungen an die Kirche auseinander. Aufgabe der Kirche sollte es darum sein, die Christen zusammenzuhalten. Sie muß jedem das Gefühl geben, er oder sie gehöre dazu, und nach Möglichkeit jeden in der Kirche das finden lassen, was er oder sie sucht. Dieses Konzept wird oft mit großer moralischer Gebärde vorgetragen. Die die Kirche in Atem haltende Frage lautet: Wie gehen wir miteinander um?
Trotzdem sind Streit und unschöne Auseinandersetzungen an der Tagesordnung. Dann ist man bemüht, Streit zu vermeiden, indem man die brisanten Fragen ausläßt und den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht. Das führt jedoch schnell zu der ebenso oft beklagten Belanglosigkeit kirchlichen Lebens. Streit oder Belanglosigkeit – beides stößt Menschen ab. Vielen bietet die Kirche das traurige Bild endloser Streitigkeiten oder tödlicher Unerheblichkeit.
Dies wird sich kaum ändern, wenn es die Kirche um ihres Zusammenhaltes willen weiterhin unterläßt, sich vom Wort Gottes, also von ihrem Grund und Zentrum her zu fragen, was ihr Wesen und ihr Auftrag ist. Es hätte nie eine Reformation und nie eine Bekennende Kirche gegeben, wenn die Kirche sich nur formal als Organisation von Christen verstanden oder „Toleranz“ als Verzicht auf die Wahrheitsfrage vertreten hätte. Als das Volk Gottes ist die Kirche nicht frei, sich aus der Summe ihrer Mitglieder und deren Vorstellungen heraus zu verstehen. Wesen und Auftrag der Kirche stehen nicht zur Disposition. Auch wenn sich die Kirche aus nichts anderem als nur den Mitgliedern zusammensetzt, darf sie sich, wenn sie Kirche des Jesus Christus sein will, nicht an den Mitgliedern orientieren. Die Kirche ist dem einzelnen Christen vorgegeben.
Es ist leicht, die Kirche zu kritisieren und ihr ihre eigene Theorie vorzuhalten, der eine so mäßige Praxis gegenübersteht. Es ist noch leichter, dieses jedem offensichtliche Mißverhältnis zu verklären oder zu verharmlosen. Dann verdirbt die mangelhafte Praxis auch noch die Theorie. Es bleibt keiner Generation erspart, Jeweils für ihre Zeit neu zu bekräftigen, was Wesen und Auftrag der Kirche ist, und dies in Vertrauen und Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes in Praxis zu überführen. Was ist die Kirche? In unserer Gemeinde sind wir dabei, eine Perspektive zu entwickeln, die zu mehr Klarheit und Substanz und damit größerer Einheit im gemeindlichen Leben führen soll. Uns leitet die Vision einer „ökumenischen, prophetischen und diakonischen Gemeinde“. Was ist damit gemeint?
EINE ÖKUMENISCHE GEMEINDE
Zu den von altersher in Geltung befindlichen Merkmalen der Kirche gehört ihre „Katholizität“ (aus dem Griechischen für „die ganze Erde umfassend“). Die Kirche des Jesus Christus ist wesenhaft universal, internationalistisch. Die Bibel handelt ja von der Geschichte Gottes mit der Welt. Er ist ihr Schöpfer und Erlöser. In dieser Geschichte hat die Kirche eine wichtige Aufgabe. Sie soll mit ihren Horten, ihrem Tun und ihrem Leben Gott als den Schöpfer und Erlöser der Hell bezeugen. Die Kirche ist also auf die Welt bezogen. Darum sagt Jesus in der „Missionserlaubnis“, die er seinen Jüngern gibt: „Geht hin in alle Welt!“ (Matthäus 28,19) Die Jünger sollen seine Zeugen sein „bis an die Enden der Erde“ (Apostelgeschichte 1,8). Jesus Christus, so heißt es später im Epheserbrief, erfüllt die ganze Welt mit seinem Leib (Epheser 1,23). Die Kirche kann nur weltweit Kirche sein, oder sie ist nicht die Kirche des Jesus Christus. Das meinen wir, wenn wir sagen, daß wir eine ökumenische Gemeinde sein sollen. Wir entfalten dies unter drei Gesichtspunkten.
1. Eine ökumenische Gemeinde kann nicht mehr provinziell sein
Eine Kirche oder Gemeinde ist provinziell, wenn sie sich nur um ihre Belange, ihren Fortbestand, ihr Glaubensleben oder ihre eigenen Mitglieder kümmert. „Was gehen uns die andern an?“ heißt es dann, oder: „Haben wir nicht bei uns genug Probleme?“ Oder es werden Millionen auf die hohe Kante gelegt, um eventuelle spätere Engpässe zu meistern, während woanders das Nötigste fehlt. Eine Kirche oder Gemeinde ist provinziell, wenn sie ihre jeweilige Erfahrung und Situation zum Maßstab dessen macht, was in der Kirche überhaupt gelten soll. Dann wird in unserem Land eine Theologie, die die Überwindung von Hunger, Armut und Unterdrückung umfaßt, als „politisch“ abgetan. Warum? Weil es den Wortführern dieser Ablehnung gut geht, weil ihre Kinder nicht hungrig zu Bett gehen oder an Tbc sterben müssen. Dann wird, um noch ein Beispiel zu nennen, die Frage des Friedens aus der beschränkten Sicht des Ost-West-Konfliktes betrachtet, ohne zu berücksichtigen, wie sich das unaufhaltsame Wettrüsten oder der Waffenexport woanders auswirken und unsere Politik dort empfunden wird.
Eine Kirche und Gemeinde ist provinziell, wenn sie nicht alles tut, bei ihren Mitgliedern jede Form von Stammesdenken, Gruppenegoismus, nationaler, rassischer und kultureller Überheblichkeit zu überwinden. Sie ist ökumenisch, wenn sie das herrschende Einverständnis mit der wirtschaftlichen und politischen Vormachtstellung der reichen Länder über die armen durchbricht. Sonst macht sie sich zum Instrument staatlicher oder gesellschaftlicher Interessen, die sich mit einer gewissen Logik auf Wohlstand und Wachstum des eigenen Landes konzentrieren. Eine sich ökumenisch verstehende Kirche weiß sich dem Völkerrecht, dem Weltfrieden und einer neuen, gerechteren Weltwirtschaftsordnung verpflichtet. Sie macht sich zum Anwalt derer, die weltweit unter die Räder der eigennutzorientierten politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen unseres Landes geraten.
2. Eine ökumenische Gemeinde widersteht der Gefahr, als Kirche allgemeingültig und zeitlos zu sein
Manche Christen vertreten die Auffassung, die Kirche könne und müsse sich aus Zeit und Geschichte heraushalten. Sie habe eine ewige Wahrheit und einen immer gleich bleibenden Auftrag. Die Bibel bezeugt es aber anders. Sie sagt, daß die Menschheitsgeschichte in Wirklichkeit die Geschichte Gottes mit den Menschen ist, genauer: eine Geschichte aus menschlicher Verfehlung und göttlicher Zuwendung, aus Sünde und Gnade, aus Gericht und Neubeginn, eine Geschichte zwischen Schöpfung und Vollendung. Die Kirche lebt in dieser Geschichte und soll jeweils in ihrer Zeit mit ihrem Glauben und Gehorsam Jesus Christus bezeugen. Dabei lebt sie in der Gewißheit, daß Jesus Christus als der Lebendige gegenwärtig ist. Er war damals, aber er ist auch heute. Er begegnet der Kirche heute, er redet heute zu ihr, er ruft sie heute in seine Nachfolge. Das vollzieht sich nicht in einem besonderen Bereich, nicht in der „Seele“ und nicht im „Himmel“, sondern mitten in den Ereignissen der Zeit und Geschichte, in der die Kirche jeweils lebt.
In der ökumenischen Bewegung haben die Kirchen erkannt, daß es heute ganz besonders um eine große historische Herausforderung geht, in der sie Jesus Christus zu bezeugen haben: die weltweite Ungerechtigkeit, Hunger und Unterdrückung, in der Millionen von Menschen um ihr Leben kommen. Wenn diese bedrückenden Tatsachen immer wieder genannt und erörtert werden, dann soll das nicht heißen, daß es für Verkündigung und Praxis der Kirche keine anderen Themen und Inhalte mehr gebe. Das ist ja auch in der ökumenischen Bewegung nicht der Fall. Vielmehr drückt sich darin die Überzeugung aus, daß sich die Kirchen in dieser bestimmten historischen Situation mit einer unabweislichen Dringlichkeit und Priorität von Jesus Christus selbst vor diese Aufgaben gestellt sehen. Immer hat es für die Kirche ähnliche historische Herausforderungen gegeben, denken wir nur an die soziale Frage im 19. Jahrhundert oder die Frage des Sklavenhandels im 18. Jahrhundert. Meist hat die Kirche versagt. An der Hypothek trägt sie bis heute. Eine ökumenische Gemeinde möchte sich daran beteiligen, der historischen Berufung der Kirche in dieser Zeit zu entsprechen.
3. Eine ökumenische Gemeinde ist eine Jesus Christus bekennende Gemeinde
Eine ökumenische Gemeinde widersteht der Tendenz, aus falsch verstandener „Toleranz“ und im Geist scheinbar demokratischen Pluralismus‘ die Gestalt ihrer Botschaft in viele, sich gegenseitig bekämpfende Einzelmeinungen aufzulösen. Sie kann sich nicht damit abfinden, daß subjektive Willkür im Verständnis von Bibel und Glauben das Feld „beherrschen soll. Das Liebesgebot der Stunde heißt nicht, jedem „seinen“ Glauben zu glauben und zu belassen. Individualismus ist nicht die Summe reformatorischen Erbes, sondern die Wiederentdeckung des Christusbekenntnisses. Eine ökumenische Gemeinde nimmt von neuem die Frage nach dem Bekenntnis der Kirche auf. Das Bekenntnis hat in der Kirche seit alters die Funktion gehabt, in Glaubens- und Lebensfragen in einer bestimmten Zeit Klärungen und Entscheidungen herbeizuführen. Es war der oft beschwerliche Versuch der Kirche, auf der Basis eines gemeinsamen Bekenntnisses neue Einheit zu stiften. Dieser Versuch war zwar immer mit Abgrenzungen und damit schmerzlichen Brüchen verbunden, andererseits bedeutete er eine große Hilfe, wenn es darum ging, Klarheit und Eindeutigkeit über den eigenen Auftrag zu gewinnen. Keine Kirche kann ohne Bekenntnis leben und ihre Einheit bewahren. Unsere Kirche hat deshalb Bekenntnisse, die hoch geschätzt werden: das apostolische und das nizänische Glaubensbekenntnis, die Bekenntnisse der Reformation und die Theologische Erklärung von Barmen 1934. Sie sollen ein einigendes Band darstellen, tun dies in gewisser Weise auch, ohne aber – wie wir erleben müssen – wirklich einigend zu sein. Das ist nicht verwunderlich. Das Wesen eines Bekenntnisses ist gerade seine Aktualität. Mit dem Bekenntnis antwortet die Kirche in Klarheit und Eindeutigkeit auf eine bestimmte Herausforderung. Es hat seinen Sinn, Bekenntnisse von früher lebendig zu erhalten, aber sie können die Notwendigkeit neuen Bekennens in einer neuen Herausforderung nicht überflüssig machen.
Bekenntnisse lassen sich nicht „machen“. Die Erfahrung der Kirche ist: sie werden ihr geschenkt, wenn sie gehorsam ist und sich den Herausforderungen stellt. Dabei wird ihr auch eine unerwartete Einmütigkeit zuteil. Diese Erfahrung hat die Kirche in der Reformationszeit gemacht und auch während des Naziregimes. Sie macht sie heute im Zusammenhang der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft. Die Weltmissionskonferenz von Melbourne ist ein Beispiel dafür. Über 500 Delegierte aus vielen Ländern der Welt, aus den unterschiedlichsten politischen Situationen und kulturellen Traditionen, mit sehr voneinander abweichenden Glaubenstraditionen, kamen im Mai 1980 in Melbourne zusammen, um unter dem Thema „Dein Reich komme“ zu einem gemeinsamen christlichen Zeugnis heute zu finden. Die Voraussetzungen dafür, daß sie sich einigen könnten, waren so begrenzt, wie es die Verschiedenheit der Delegierten erwarten ließ. Aber sie hatten besondere Gäste geladen: einen Bauern aus Guatemala, eine Industriearbeiterin aus Malaysia, Ureinwohner aus Australien usw. Sie repräsentierten keine Kirchen, sondern die weltweite Ungerechtigkeit mit ihren Folgen:
Hunger, Krankheit, Vertreibung, Ausbeutung, Unterdrückung und vielfacher Tod. Das Unerwartete geschah. Ungeachtet aller theologischen und ideologischen Unterschiede einigte sich die Konferenz auf klare und deutliche Aussagen. Sie nannte die Verhältnisse beim Wort, rief unüberhörbar zur Umkehr auf und bekannte sich in Vertrauen und Gehorsam zu Jesus Christus, dem alleinigen Herrn. Ähnliche Erfahrungen hat die Weltchristenheit bei ihren Vollversammlungen in Nairobi 1975 und in Vancouver 1983 gemacht.
Eine ökumenische Gemeinde weiß sich der ökumenischen Belegung und dem Ökumenischen Rat der Kirchen zugehörig. Sie ist überzeugt, daß der Weg der Ökumene auch ihr Weg ist. Sie dankt Gott für das in der Ökumene immer klarer und eindeutiger hervortretende Bekenntnis zu Jesus Christus unter den Bedingungen und Herausforderungen der Gegenwart. Sie sucht und empfängt in der Ökumene auch die Klarheit und Eindeutigkeit, die sie für ihr eigenes Reden und Tun braucht. Sie glaubt, daß auch bei uns nur über diesem neuen, aktuellen Bekennen die Einheit der Kirche wiedergewonnen wird.
EINE PROPHETISCHE GEMEINDE
Das „Prophetische“ gehört nicht zu den traditionellen Merkmalen der Kirche. Trotzdem hat es einen festen Platz in der Tradition der Kirche. Schon die Bezeichnung „Mose und die Propheten“ für die Schriften des Alten Testaments zeigt die Bedeutung der prophetischen Überlieferung für die ersten christlichen Gemeinden. Jesus stellt . sich selbst und seine Jünger in eine Linie mit den Propheten (vgl. Lukas 4,24 u. Matthäus 5,12). Die frühen Gemeinden kennen ein Prophetenamt, das sie z.T. dem Apostelamt gleichsetzen (vgl. Epheser 2,20). Später wird die Lehre von einem „prophetischen Amt“ Jesu entwickelt, das vor allem in seiner Verkündigung besteht.
Wenn wir heute „das Prophetische“ als Kennzeichen der Kirche aufgreifen, beziehen wir uns wieder mehr auf die Propheten des Alten Testaments. Wie wird die Kirche der Tatsache gerecht, daß sie eine so aufregende und explosive Überlieferung wie die prophetische zu ihren „Heiligen Schriften“ zählt? Um Mißverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht darum, die Propheten von damals heute zu kopieren. Zum Propheten wird einer oder eine von Gott berufen, in einer einmaligen Situation zu einem außergewöhnlichen, oft gewaltsam beendeten Leben. Eine prophetische Gemeinde will also keine Gemeinde von Propheten sein, wohl aber eine Gemeinde, die sich der prophetischen Tradition verpflichtet weiß. In der biblischen Überlieferung treten die Propheten zu dem Zeitpunkt auf, als Israel sich einen König gibt, weil es der Sachzwang einer zeitgemäßen staatlichen Ordnung zu erfordern scheint. Gegen die so entstehende Konzentration von Macht und ihren schnell einsetzenden Mißbrauch stehen die Propheten: Nathan gegenüber David (vgl. 2, Samuel 11 und 12), Elia gegenüber Ahab (vgl. l. Könige 21) oder Jeremia gegenüber Hof und Höflingen in Jerusalem (vgl. Jeremia 26 und folgende). Wie ein Stachel in der Selbstherrlichkeit der Macht begleiten die Propheten die politische Existenz Israels. Sie erinnern an Gottes Gebot und Gerechtigkeit, an das allen geltende Heilsversprechen Gottes, seit er Israel aus Ägypten befreit und einen Bund mit ihnen geschlossen hatte. Ihrem Wirken weiß sich eine prophetische Gemeinde in dreifacher Weise verbunden.
1. Eine prophetische Gemeinde widersteht der Versuchung der Anpassung an die jeweils herrschenden Interessen und Überzeugungen.
Sie ist wachsam gegenüber jeder Form von Macht und mischt sich ein, wenn Macht mißbraucht wird. Sie bleibt auf Distanz zu den Mächtigen, die Religion schon immer zur Legitimation ihrer Macht zu vereinnahmen suchten. Sie sieht in dieser Distanz gerade ihren Beitrag zum politischen Leben. Sie begleitet die Politik mit ihrer ständigen, an der prophetischen Überlieferung geschärften Machtkritik.
2. Eine prophetische Gemeinde widersteht der Versuchung der ausgewogenen, betulichen Neutralität, durch die sie nichts anrichtet, aber auch nichts ausrichtet.
„Weh euch, wenn euch alle Leute loben,“ warnt Jesus seine Jünger (Lukas 6,26). Eine prophetische Gemeinde ist parteilich. Sie steht auf der Seite der Opfer der Macht, der Armen und Unterdrückten, der Geringen und Übergangenen, der Diskriminierten und an den Rand Gedrängten. Für sie ist der Rand die Mitte. Im Gefolge prophetischer Überlieferung weist sie auf Werk und Wort Gottes. „Sie erinnert an Gottes Reich, Gottes Gebot und Gerechtigkeit“, wie es in der Barmer Theologischen Erklärung heißt.
3. Eine prophetische Gemeinde strebt nicht nach Macht und Erfolg. Mit ihrer Ohnmacht stellt sie die Macht der Mächtigen bloß.
Sie taktiert nicht und schüchtert niemanden ein. Sie will sich nicht durchsetzen. „Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt“ (5. Barmer These). Ihre Worte und Taten sind Zeichen, die auf Jesus Christus hinweisen sollen, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist.
Eine prophetische Gemeinde weiß, daß Propheten wenig Ansehen genossen und oft erst im Nachhinein recht behalten haben. Sie sind ins Leiden geraten und verfolgt worden. Vielen ist Gewalt angetan worden. Jesus und vielen, die ihm nachfolgten, erging es ebenso, bis heute. Eine prophetische Gemeinde weiß aber auch, daß solches Leiden neues Leben bewirkt, daß Heil und Segen für diese Welt oft von der Bereitschaft weniger Menschen abhängt, sich in Mitleidenschaft ziehen zu lassen. Sie weiß: wenn sie an und durch die Welt, wie sie ist, leidet, dann, weil die neue Welt Gottes sie schon erreicht hat und anfängt, ihr Leben zu bestimmen. Sie glaubt dem Wort Jesu:
„Freuen dürfen sich alle, die verfolgt werden, weil sie tun, was Gott verlangt, denn sie werden mit ihm in der neuen Welt leben“ (Matthäus 5,10).
EINE DIAKONISCHE GEMEINDE
Zu den traditionellen Merkmalen der Kirche wird ihre „Heiligkeit“ gerechnet. Damit will sich die Kirche nicht selbst „heilig sprechen“, sondern darauf hinweisen, daß sie unter dem Zuspruch und Anspruch Jesu Christi steht und stehen möchte, der ihre Rechtfertigung und Heiligung ist. „Durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbaren Dienst an seinen Geschöpfen“ (2. Barmer These). „Diakonie“ ist der Fachausdruck für diesen Dienst. Es ist der Dienst der Liebe, der sich an Jesu Wort und Werk orientiert: „Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich.euch“ (Johannes 20,21). Es ist der Dienst der Versöhnung der Welt, die in Jesus Christus schon ihren Anfang genommen hat: „Wir bitten für Christus: Lasset euch versöhnen mit Gott“ (2. Korinther 5,20). Aus Liebe und um der Versöhnung der Welt willen predigen, mahnen, warnen, protestieren und bitten wir. Aus Liebe und um der Versöhnung der Welt willen helfen, heilen, begleiten, kämpfen und verändern wir. Dabei sind vor allem drei Gesichtspunkte für eine diakonische Gemeinde wesentlich:
1. Eine diakonische Gemeinde weiß von der Zweideutigkeit alles Religiösen und der Problematik theologischer Systeme und dogmatischer Rechtgläubigkeit.
Sie weiß, daß Religion zum Paradies des ichbezogenen, sich dem Nächsten und der Welt entziehenden Menschen werden kann. Sie hält ihren Glauben nicht für eine Kuriosität oder das Hobby einiger wider Erwarten noch religiös veranlagter Menschen, sondern für eine Lebenspraxis, die alle Bereiche des Lebens durchdringt und meist ganz „weltliche“ Züge trägt. Wenn der Gottesdienst endet, ist ihr Gottesdienst nicht zuende. Sie lebt nicht für den Sonntag, sondern für den Alltag, nicht für das Jenseits, sondern das Diesseits, nicht in frommer Verschlossenheit, sondern in tätiger Entschlossenheit. Sie lebt auch nicht für die Theorie, sondern für die Praxis, ihr Glauben ist keine Sache des Kopfes, sondern des Herzens und der Hand. Ihre Wahrheit beruht nicht auf Doktrinen und Lehrsätzen, ihre Wahrheit ist der lebendige Jesus Christus, der unter ihr als der Herr gegenwärtig handelt (3. Barmer These) und ihr dorthin vorangeht, wo er ihren Dienst erwünscht.
2. Eine diakonische Gemeinde orientiert sich nicht an ihren eigenen Belangen.
Sie ordnet ihre Verhältnisse nicht nach ihrem institutionellen Interesse. Sie macht sich nicht zum Maß und Mittelpunkt ihres Lebens. Sie dient sich nicht selbst und sie bedient sich nicht. Sie weiß, daß auch sie gemeint ist, wenn Jesus sagt: „Wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten“ (Markus 8,35). Sie lebt und arbeitet nicht nur in der Kirche oder für die Kirche. Sie kann selbstvergessen mit anderen zusammenarbeiten. Sie schließt Bündnisse und achtet nicht auf ihr Prestige. Es geht ihr ja um einen freien, dankbaren Dienst an Gottes Geschöpfen, nicht um einen krampfhaften, tötenden Dienst, der ihre Unentbehrlichkeit beweisen, ihre Privilegien sichern oder eine, feinere Form von Herrschaft darstellen soll.
3. Eine diakonische Gemeinde stellt ihren Dienst in den Horizont des Reiches Gottes.
Weil sie dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus nachfolgt, ist ihr Dienst Zeichen und Zeugnis für die österliche Macht des neuen Lebens. Auch das Helfen und Heilen Jesu war viel mehr als die liebevolle Hinwendung eines guten Menschen zu den Armen und Kranken. Es war ein Hinweis auf die schon anbrechende neue Welt Gottes. Es bedeutete gleichzeitig die Verurteilung der Verhältnisse und Strukturen einer vergehenden Welt. Wie sonst hätten Petrus und Johannes, als sie einen Gelähmten heilten, für eine schlichte „gute Tat“ ins Gefängnis kommen können (Apostelgeschichte 3-5)? Christliche Diakonie ist etwas anderes als eine Form von „Sozialarbeit“, die mit Billigung und Förderung des Staates die Schandflecken .einer Gesellschaft, die peinlichen Folgen ihres Anteils an der Ungerechtigkeit beseitigen oder das Unerträgliche erträglicher machen soll. Eine diakonische Gemeinde wird sich davor bewahren, mit ihrem Dienst ungerechte Verhältnisse zu verklären, zu verschleiern oder zu stabilisieren. Sie weiß sich der Opfer eines Systems verbunden und verpflichtet und wird alles, auch das Geringste, tun, um ihnen zu helfen. Aber sie wird es sich dabei nicht nehmen lassen, für deren Recht und Würde einzutreten und auf eine „Wende“ zu verweisen, wo die Letzten die Ersten, und die Ersten die Letzten sein werden, wie es die Vaterunserbitte um das Reich Gottes meint. Gerade als diakonische Gemeinde wird die Gemeinde ihre ökumenische und prophetische Berufung nicht vergessen.
[Der Wetzkopp, Nr. 25, Mai 1983, Mayen]
Kirchenpartnerschaft Philippinen
Kirchenkreis Koblenz (Deutschland) – Kirchenkreis Agusan (Philippinen)
Seit 1982 bestehen regelmäßige Kontakte von unserer Kirchengemeinde in Polch zum Kirchenkreis Agusan, im Nordosten der Insel Mindanao. 1985 wurde durch die Initiative von Günter Reese (zu dieser Zeit Pfarrer in Polch), Gernot Jonas und Wolfgang Theiler (beide damals Mayen) die offizielle Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Koblenz und dem Kirchenkreis Agusan besiegelt.

Die Partnerschaft ist gelebte Begegnung auf Augenhöhe. Symbol für diese Beziehung ist das von zwei halb vollen Gläsern gemeinsam gefüllte dritte Glas mit Wasser.Bei gegenseitigen Besuchen geht es darum, ein Stück gemeinsam „zu leben“, sich für die Belange des jeweils anderen zu interessieren, sich zu informieren. Die gegenseitige Unterstützung geschieht vor allem auf ideller Ebene, indem gegebenenfalls die vor Ort gewonnenen Informationen verbreitet werden und so den Forderungen eine erhöhte Aufmerksamkeit und Schlagkraft verliehen wird.
Materielle bzw. finanzielle Unterstützung ist beschränkt auf Sponsoring der kostspieligen Reisen durch den Kirchenkreis Koblenz und das Initiieren von Spendenaufrufen in spezifischen Notsituationen (z.B. nach Wirbelsturm).
Aktionsgruppe Philippinen:
Anke Reese lebte 1974-1980 zusammen mit ihrem Mann Günter Reese, der als Auslandspfarrer eingesetzt war, in Südostasien – fünf Jahre in Hongkong und ein Jahr in Davao/Philippinen lebet, Zurück in Deutschland gründete Frau Reese 1982 mit anderen die Aktionsgruppe Philippinen (agphi) und koordinierte von ihrem Polcher Büro aus die Unterstützung der philippinischen Befreiungsbewegung.
Ansprechpartner: Pfarrer i.R. Wilfried Neusel
Mail: wilfried_neusel@t-online.de
Telefon: 0151 – 21262346
Ekupholeni

Ekupholeni-Partnerschaft

Ekupholeni – Ort der Heilung
Zentrum für seelische Gesundheit und Traumabehandlung – Johannesburg, Südafrika
Die psychosoziale Einrichtung Ekupholeni und die Evangelische Kirchengemeinde Maifeld sind seit 2006 durch eine Partnerschaft verbunden.
Das Ekupholeni-Zentrum ist ein Ort der Heilung, wo Menschen sich bemühen, Einzelpersonen, Familien, Gruppen und Gemeinschaften, die im Leid leben, zu erreichen, um sie in einem ganzheitlichen Prozess der Heilung, Wiederherstellung und Stärkung zu begleiten.
In den Townships in Katlehong am Ostrand von Johannesburg leben ca. 2,5 Millionen Schwarze in extremer Armut. Über 20 Jahre nach Ende der Apartheid und mit einer demokratisch gewählten Regierung hat sich die Lage der Schwarzen trotz formeller Gleichberechtigung ökonomisch sogar verschlechtert. Die Menschen in den Townships leiden unter Gewalterfahrungen, sexuellem Missbrauch, HIV-Aids, gehäuften Todesfällen sowie Arbeitslosigkeit und Armut. Kinder und Jugendliche sind zusätzlich von Vernachlässigung, Schulschwierigkeiten und mangelnden Zukunftsperspektiven betroffen.
Die psychosoziale Einrichtung Ekupholeni bietet in ihrem Zentrum und an mehreren Außenstellen psychosoziale Beratung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Damit übernimmt sie wichtige Dienste für die Ärmsten der Armen, die eigentlich der südafrikanische Staat vorhalten müsste. Die Einrichtung erhält nur wenig und dazu sehr unregelmäßig staatliche Gelder für diese wichtige Aufgabe und ist deshalb auf Spenden angewiesen.
Näheres finden Sie unter http://www.ekupholenimhtc.org.za und im Faltblatt Ekupholeni
Text und Bilder: Annegret Klasen
Sophiatown CPS

Sophiatown Community Psychological Services (CPS) – Sophiatown Gemeindepsychologische Dienste – Johannesburg, Südafrika
Die Organisation bietet Beratung und andere Formen psychosozialer Unterstützung für Einzelpersonen, Familien, Gruppen und Gemeinschaften in Notlagen.
Sophiatown, ein kleiner Stadtbezirk westlich von Johannesburg City, war noch Mitte der 1950er Jahre, mitten in der Apartheidszeit, ein Schmelztiegel für Menschen aller Rassen und kulturellen Hintergründe, lebendig, pulsierend, voller Musik. 1959 wurde Sophiatown mit Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht, um ein Wohnviertel für Weiße zu schaffen. Erst nach dem Ende der Apartheid durften die früheren Bewohner zurückkehren. Heute leben dort überwiegend Schwarze, die unter Armut, Arbeitslosigkeit, häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung leiden. HIV/Aids betrifft jede Familie und fordert zahlreiche Opfer. Durch diesen endlosen Kreislauf von Gewalt, Verarmung und dem Zusammenbrechen familiärer Strukturen sind viele Menschen psychisch krank, traumatisiert und ohne Hilfe nicht in der Lage, ihr Leben zu meistern. Viele Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten leben hier, noch viel elender als die einheimischen Armen.
Sophiatown CPS hat vier Beratungsschwerpunkte: Beratung für Einzelne, Paare und Familien, „Heilen durch Training“„Heilung für Gemeinschaften“ und das Fürsprecher-Programm,
Die Einrichtung erhält nur wenig und dazu sehr unregelmäßig staatliche Gelder für diese wichtige Aufgabe und ist deshalb auf Spenden angewiesen.
Näheres finden Sie unter http://www.sophiatowncounselling.co.za und im Faltblatt Sophiatown CPS
Text und Bilder: Annegret Klasen
Spenden für Ekupholeni und Sophiatown CPS
Evangelischer Gemeindeverband Koblenz
Stichwort „Ekupholeni“ oder „Sophiatown“
VoBa RheinAhrEifel IBAN DE 29 5776 1591 0499 4292 00
Wichtig bei Spenden:
Da auch bei vollständig ausgefüllten Überweisungsträgern auf den Kontoauszügen des Gemeindeverbandes Koblenz nur sehr unvollständige Namen erscheinen, bitte ich – besonders bei erstmaligen Spenden – um eine kurze Nachricht mit Namen und Adresse an meine Anschrift, damit eine Spendenbescheinigung korrekt ausgestellt werden kann.
Annegret Klasen, Am Wallgraben 18, 56751 Polch, Tel. 02654 / 1098
Email: annegret(at)unitedklasens.de
Partnerschaft – wie alles begann
Ekupholeni, Ort der Heilung, (so die Übersetzung aus der Zulusprache) wurde Anfang der 1990er Jahre von der Psychologin Johanna Kistner, die damals am staatlichen Natalspruit Hospital angestellt war, als Projekt für elternlose Jungen gestartet. Das Hospital liegt in einem riesigen Townshipgebiet am Ostrand von Johannesburg. Daraus entwickelte sich die psychosoziale Einrichtung Ekupholeni, eine Nichtregierungsorganisation, die vor allem psychologische Hilfe für die ausschließlich schwarzen Bewohnerinnen anbietet.
Armut, Arbeitslosigkeit, häusliche Gewalt, Vergewaltigungen auch ganz kleiner Kinder, HIV-Infektionen und viele Aidstote gehören zum Alltag der dort lebenden Familien. Viele Menschen, vor allem Frauen und Kinder, sind traumatisiert und können ihren Alltag nicht mehr bewältigen. Die Direktorin Johanna Kistner und ab 2006 die neue Direktorin und Psychologin Antje Manfroni, einige weitere PsychologInnen und zahlreiche SozialarbeiterInnen, von denen viele selbst einmal als KlientInnen zur Beratung kamen, versuchen in Einzelberatungen und vor allem mit gruppentherapeutischer Arbeit zu helfen.
Näheres finden Sie im Faltblatt Ekupholeni
Seit 2003 sammelt unsere Kirchengemeinde Geld zur Unterstützung von Ekupholeni. Im Frühjahr 2005 kamen Johanna Kistner und ihre Mitarbeiterin Neo Manqele in unsere Gemeinde und berichteten sehr beeindruckend von ihrer Arbeit. Ein Jahr später, im März 2006, besuchte unser Gemeindeglied Annegret Klasen Ekupholeni und hatte Gelegenheit, drei Wochen die Arbeit zu begleiten.
So entwickelte sich eine Partnerschaft zwischen Ekupholeni und unserer Kirchengemeinde, die dann vom Presbyterium förmlich beschlossen wurde.
Von der Verbundenheit zeugen die beiden Regenbogenfahnen, die bei Ekupholeni [siehe obiges Foto, links Annegret Klasen, rechts Psychologin Johanna Kistner] und im Kirchraum unseres Gemeindezentrums in Polch hängen.
Auch zu Sophiatown CPS unterhält unsere Kirchengemeinde eine freundschaftliche Beziehung und unterstützt die psychosoziale Einrichtung durch Spenden. Z.B. wird der Erlös unseres jährlichen Partnerschaftsfestes immer zwischen Ekupholeni und Sophiatown CPS aufgeteilt.
2006 wechselte Johanna Kistner zu Sophiatown Community Psychological Services (Sophiatown Gemeindepsychologische Dienste), wo sie die bei Ekupholeni erarbeiteten Projekte und Programme in ähnlicher Weise weiterführt.
Der Stadtteil Sophiatown wird von armen Schwarzen und noch ärmeren Flüchtlingen und Migranten aus Simbabwe, der Demokratischen Republik Kongo und anderen afrikanischen Staaten bewohnt. Die einheimischen Armen lassen ihren Frust über die totale Vernachlässigung des Stadtteils durch die staatlichen Stellen an den noch schutzloseren Zuwanderern aus. Mehrmals kam es in den letzten Jahren zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen mit vielen Toten und Verletzten.
Armut, Gewalt, auch in der Familie, Arbeitslosigkeit, HIV/Aids und viele Todesfälle bestimmen den Lebensalltag der Menschen. Sophiatown CPS bietet verschiedene Formen von Beratung und Therapie an.
Näheres finden Sie im Faltblatt Sophiatown CPS
Im Frühjahr 2008 besuchten Antje Manfroni und Johanna Kistner unsere Kirchengemeinde, um über beide Projekte zu berichten. Wir waren beeindruckt von der psychologischen Arbeit der beiden Teams, die den Menschen in fast aussichtslosen Situationen neue Hoffnung und Lebensmut gibt.

links die Gründerin der Organisation Johanna Kistner, nun Direktorin von Sophiatown CPS, rechts die neue Direktorin von Ekupholeni, Antje Manfroni,
Wichtig ist uns, nicht nur Geld zu spenden, sondern die (Leidens)geschichten und Erfahrungen der Menschen zu teilen und uns über Tausende von Kilometern miteinander verbunden zu fühlen. So fließen Erfahrungen aus dieser Partnerschaft immer wieder einmal in unsere Gottesdienste ein.
Kirchenkreispartnerschaft in die Philippinen
Kirchenkreis Koblenz (Deutschland) – Kirchenkreis Agusan (Philippinen)
Seit 1982 bestehen regelmäßige Kontakte von unserer Kirchengemeinde in Polch zum Kirchenkreis Agusan, im Nordosten der Insel Mindanao. 1985 wurde durch die Initiative von Günter Reese (zu dieser Zeit Pfarrer in Polch), Gernot Jonas und Wolfgang Theiler (beide damals Mayen) die offizielle Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Koblenz und dem Kirchenkreis Agusan besiegelt.

Die Partnerschaft ist gelebte Begegnung auf Augenhöhe. Symbol für diese Beziehung ist das von zwei halb vollen Gläsern gemeinsam gefüllte dritte Glas mit Wasser.Bei gegenseitigen Besuchen geht es darum, ein Stück gemeinsam „zu leben“, sich für die Belange des jeweils anderen zu interessieren, sich zu informieren. Die gegenseitige Unterstützung geschieht vor allem auf ideller Ebene, indem gegebenenfalls die vor Ort gewonnenen Informationen verbreitet werden und so den Forderungen eine erhöhte Aufmerksamkeit und Schlagkraft verliehen wird.
Materielle bzw. finanzielle Unterstützung ist beschränkt auf Sponsoring der kostspieligen Reisen durch den Kirchenkreis Koblenz und das Initiieren von Spendenaufrufen in spezifischen Notsituationen (z.B. nach Wirbelsturm).
Aktionsgruppe Philippinen:
Anke Reese lebte 1974-1980 zusammen mit ihrem Mann Günter Reese, der als Auslandspfarrer eingesetzt war, in Südostasien – fünf Jahre in Hongkong und ein Jahr in Davao/Philippinen lebet, Zurück in Deutschland gründete Frau Reese 1982 mit anderen die Aktionsgruppe Philippinen (agphi) und koordinierte von ihrem Polcher Büro aus die Unterstützung der philippinischen Befreiungsbewegung.
Ansprechpartner: Pfarrer i.R. Wilfried Neusel
Mail: wilfried_neusel@t-online.de
Telefon: 0151 – 21262346
Places of Healing, Hope and Courage
Places of healing, hope and courage | Orte des Heilens, der Hoffnung und des Mutes |
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Where the screams of a mother cut through the cold winter sky and rise to the rhythm of a shared sorrow | Wo die Schreie einer Mutter den kalten Winterhimmel durchschneiden und in den Rhythmus geteilter Sorge einstimmen |
Where the names of her dead children are treasured by the light of the candle of a thousand tears | Wo die Namen ihrer toten Kinder im Kerzenlicht der tausend Tränen wie ein Schatz bewahrt werden |
Where men become men around a cup of tea on a Saturday morning | Wo Männer bei einer Tasse Tee an einem Samstagmorgen zu Männern werden |
Where boys replace the gun with the hard kick of the soccerball and the colours of the artist’s palette | Wo Jungen das Gewehr durch den Kick gegen einen Fussball ersetzen und die Farben einer Künstlerpalette |
Where women weave the bruises on their backs into the cloth of their liberation | Wo Frauen die Wunden auf ihrem Rücken in ein Tuch der Hoffnung weben |
Where girls learn to make plans for themselves and refuse to forsake the integrity of their souls | Wo Mädchen lernen ihre eigenen Pläne zu schmieden und sich die Integrität ihrer Seele nicht nehmen lassen |
Where AIDS is a ribbon that binds together what has been divided and releases us into a new celebration of today. | Wo AIDS zu einem Band wird, das alle Getrennte verbindet und uns das Heute neu feiern lässt |
Where the burden of the carer finds its voice calling for a new and just compassion | Wo die Last des Pflegers ihre Stimme findet und ein neues Mitleiden fordert |
Where the suitcase of the family left stateless by the ravages of war, can be unpacked and re-packed a respite on an endless dusty road | Wo der Koffer der Familie, die der Krieg staaten- und heimatlos lässt, ausgepackt und wieder eingepackt wird, eine kleine Pause auf der endlosen Straße der Flucht |
Where the anguish of childhoods torn ragged by hunger and disease by violence and death finds its way into pictures, songs and words | Wo Kindheitsqualen von Hunger und Krankheit, Gewalt und Tod sich in Bilder, Lieder und Worte verwandeln |
Where longings rise towards the afternoon sun attached to two hundred and more balloons | Wo die Sehnsucht mit zweihundert und mehr Ballons in die Mittagssonne steigt |
Where doing hope is as ordinary a task as making peanut butter sandwiches, passing around a bottle of water and signing off the taxi fare | Wo Hoffnungsarbeit so alltäglich ist wie das Streichen eines Butterbrots, das Herumreichen einer Wasserflasche und das Austeilen von Fahrgeld |
Where the healers are not afraid to show their wounds and the wounded themselves become the healers | Wo die Helfer sich nicht scheuen ihre eigenen Wunden zu zeigen und die Verwundeten zu Helfern werden |
Where the silence of the listener uncovers whisperings of courage and many hands come together to carry the bag full of locusts | Wo die Stille des Zuhörens das Flüstern des Mutes vernehmen lässt und viele Hände sich zusammen tun um den Korb voller Heuschrecken zu tragen |
Where belonging is the touch of a hand freedom the stroke of a crayon and home the ripples of laughter | Wo die Hand des Anderen zur Zuflucht wird, der Kreidestrich zur Freiheit und das Lachen zum Zuhause |
Where love is an unbroken circle, a chorus of voices and a soaring of the spirit | Wo Liebe ein ununterbrochener Kreis ist, ein Gleichklang von Stimmen und ein Aufsteigen der Seele |
There under the blue plastic roof stretched between three green trailers you will find the place they call EKUPHOLENI | Ja, dort unter dem blauen Zelt zwischen den drei grünen Baracken findet ihr den Ort, den sie EKUPHOLENI nennen |
And there where the bull dozers left nothing but shattered dreams and broken homes you will find the sounds and songs of SOPHIATOWN | Und dort, wo die Bulldozer nichts zurück ließen als zerschmetterte Träume und die Trümmerfelder einer verlorenen Gemeinsamkeit, könnt ihr die Klänge und Lieder von SOPHIATOWN hören |
Johanna Kistner, Johannesburg
Republik Südafrika
Februar 2008
Friedensinitiative „Büchel ist überall – atomwaffenfrei: jetzt“
Hiroshima-Tag 2018
Ostermarsch 2019
Ökumenischer Gottesdienst mit Margot Käßmann Sonntag 7.7.2019
Friedenswiese am Haupttor des Atomwaffenstützpunktes Büchel
Die Friedenswiese direkt neben dem Haupttor des Fliegerhorstes, von dem Tod und Zerstörung durch die dort lagernden US-Atomwaffen ausgeht, mahnt zum Frieden und zur Abrüstung.
Zum wiederholten Mal wurden Friedenssymbole und Plakate, die im Frühjahr 2016 von Gruppen und Einzelpersonen im Rahmen der 20 Wochen Aktionspräsenz auf der Friedenswiese platziert wurden, abgerissen und zerstört.
Am 20.09.2016 sichtete und dokumentierte die Aktionsgruppe „Friedensfreund*Innen“ eine erneute Zerstörung. Im ersten Moment sah es so aus, als sei nichts mehr zu retten. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass viele Banner und Plakate, teils zwar leicht beschädigt, wieder aufgehängt werden konnten. Doch Einiges ist leider völlig zerstört. Das große Peace-Plakat und das Friedenskreuz unserer Evangelischen Kirchengemeinde Maifeld werden in den nächsten Tagen wieder aufgebaut.
Diese Mahnung ist nicht zerstörbar!
Die Friedenssymbole werden sich immer wieder aufrichten!
20 Wochen Aktions-Präsenz vor Ort in Büchel
26.März 2017 bis 9.August 2017
In Büchel (ca. 25 km entfernt von Polch) lagern ca. 20 Atombomben. Stellvertretend dafür werden wie schon 2016 zwanzig Kalender-Wochen lang vom 26. März 2017 bis zum Nagasaki-Gedenktag, 9. August 2017 Gruppen und Einzelpersonen an den Haupttoren des Atomwaffenstützpunktes Büchel Mahnwachen halten oder andere gewaltfreie Aktionen durchführen.
Advent-Lieder-Singen vor dem Tor in Büchel (2016) (Foto: Hildegard Slabik-Münter)
Büchel – Zentrale Rolle im Syrien-Krieg
Der Krieg in Syrien ist „ist weit weg“, „betrifft uns nicht“. Falsch!: Der Krieg ist bereits vor unserer Haustür!
Ohne Waffenlieferungen, Aufklärungsflüge (gestartet von Büchel aus), wirtschaftliches Interesse der westlichen Staaten gäbe es diesen Krieg nicht in dieser vernichtenden Form.
Faltblatt Friedensinitiative Büchel ist überall
Wir suchen Unterstützung,
z.B. durch
– Teilnahme an Mahnwachen
– Pflanzen von Blumen auf der Friedenswiese
– Geldspenden an den IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs)
Bank für Sozialwirtschaft IBAN : DE39 1002 0500 0002 2222 10
Ansprechparterin:
Annegret Klasen (Polch) 02654-1098